Die ursprüngliche Weihnachtsstimmung

„Heute ist uns der Heiland geboren, Christus, der Herr” (GL 635,3). So singen wir in der Heiligen Nacht. Es ist der Kehrvers zu Psalm 96. „Heute ist euch der Retter geboren”, so hat es der Engel des Herrn den Hirten verkündet. „Fürchtet euch nicht”, hatte er gesagt, „denn es sei eine große Freude für das ganze Volk” (vgl. Lk 2,9-11).

Es ist Weihnachten! Was ist das für eine Nacht, was ist das für ein Tag, der so beginnt! Wie sollen wir in diese Nacht hineingehen?

Vertraute Worte, eine bekannte Geschichte, die immer wieder anrührt, verziert in so vielen Erzählungen, Krippenspielen, Krippendarstellungen. Maria und Josef, das Kind, das im Stall geboren wird, zwischen Ochs und Esel, mitten in der Nacht. Die Hirten auf dem Feld, denen in herrlichem Glanz das Heer der Engel erscheint, dass Gott den Lobgesang singt und die Frohe Botschaft von der Geburt des Retters verkündet. Das ist Weihnachtsromantik pur. Umso mehr, wenn wir uns vorstellen können, wie sich bis heute Familien vor einer Krippe in einem festlich beleuchteten Wohnzimmer versammeln und gemeinsam „Stille Nacht, heilige Nacht“ singen.

Doch in Wirklichkeit ist die Romantik des ersten Weihnachtsfestes weit entfernt. Ein junges Paar unterwegs und eine hochschwangere Frau sind nachts und in der Kälte praktisch obdachlos. Das Kind muss in einem Stall entbunden werden und hat keinen anderen Platz als die Futterkrippe. Mit Sorge werden die Eltern das Neugeborene betrachtet haben, voller Angst, wie es die ersten Tage überstehen soll. Auf der anderen Seite die Hirten, verdreckt und arm, am Rand der Gesellschaft, draußen vor der Stadt, vom harten Leben vielleicht selbst hart geworden. Auch hier blüht nicht das volle Leben, sondern ist eher die Sorge um das tägliche Brot zu spüren.

Das ist ja die eigentliche und ursprüngliche „Weihnachtsstimmung”. Hier wird die Botschaft, die Frohe Botschaft von Weihnachten besonders deutlich. Gott kommt uns entgegen, auf Augenhöhe, nicht abgehoben und weltfremd, sondern dort, wo sich wirkliches menschliches Leben abspielt mit all den Sorgen, Ängsten und Nöten, die Menschen erleben können.

Heute feiern wir den besonderen Geburtstag, ein Datum der Vergangenheit. Aber wir erinnern uns nicht nur an ein vergangenes Ereignis. Das wäre zu wenig. Wir feiern dieses „heute” als die wirkliche Gegenwart dessen, der bei uns Wohnung genommen hat. „Heute ist uns der Retter geboren”, hat Papst Leo der Große in der Mitte des 5. Jahrhunderts gesagt.

Heute feiern wir die Geburt des Gottessohnes. Er ist „um unseres Heiles willen vom Himmel herabgekommen”. Der Sohn Gottes, ein ganz normales Kind. Das mag die einen ärgern, dass da nichts Besonderes ist. Andere mögen sich darüber lustig machen, denn was ist schon ein Kind. Und wieder andere mögen etwas ahnen von dem Geheimnis, das sich vor unseren Augen zu offenbaren beginnt. Man braucht schon etwas besondere Augen, die Augen des Herzens. Wer sie sonst nicht gebraucht, dem wird auch das Kind in der Krippe nicht zur Offenbarung; denn das Geheimnis der Menschwerdung Gottes ist der Ort, wo sich Himmel und Erde berühren.

Jesus ist das „Heute Gottes”. An Weihnachten feiern wir das Leben, den lebendigen Gott. Wir feiern den Gott, der nicht nur unter uns wohnt, sondern auch in uns. „Heute ist uns der Retter geboren”. Nehmen wir diese Frohe Botschaft  in unserem Herzen an.

 

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