Ruht euch aus

Manchmal bin ich wirklich erstaunt, wie aktuell die Worte der Bibel sind. Im Markusevangelium lese ich:

„In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.
Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.
Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.“
(Mk 6,30-34)

Die Einladung Jesu „Ruht euch ein wenig aus!” passt zur Ferienzeit. Wer könnte da nicht aus ganzem Herzen zustimmen: Ja, ich brauche Ruhe, um wirklich zu entspannen. Dies möchte ich in den kommenden Wochen erreichen. Wir haben unseren Urlaub ja schon längst geplant, und vielleicht auch schon genau verplant. Nur Jesus spricht vom „einsamen Ort” und sogar zweimal vom „allein sein”. Entspricht das unseren Urlaubswünschen?

Ich bin überzeugt, dass es das ist, wonach wir uns zutiefst sehnen, nämlich Ruhe, wirkliche innere Ruhe. Viele leiden darunter, dass sie auch im Urlaub diese eigenartige Unruhe nicht verlässt. Und dann kehren sie nach Hause zurück, unruhiger als zuvor, weil das Ersehnte nicht eingetroffen ist.

Jesus lädt uns ein, von ihm zu lernen. Urlaub als Zeit des Lernens und des Einübens? Warum nicht!

Was wir von ihm lernen können, ist vielleicht dieses: Jesus lebte ganz in der Gegenwart, im Augenblick, wach und offen für das, was ihm gerade begegnete. Wir dagegen denken oft an die Vergangenheit oder planen ständig für die Zukunft.

Gerade im Urlaub kann uns das passieren: Das müssen wir noch anschauen, jenes muss noch mitgenommen werden. Nur nichts verpassen! Wer weiß, wann man wieder mal hierher kommt!

Manchmal weniger wäre wohl mehr: z.B. den Ausblick, der sich am Rastplatz auftut, jetzt genießen, dafür die nächste Besichtigung fallen lassen oder an dieser Stelle mich ins Gras legen, den Himmel betrachten und einfach die Seele baumeln lassen. Wann hast du so was letztes Mal gemacht? In solchen Augenblicken versäume ich nichts, sondern gewinne etwas.

Ein Zweites, das wir von Jesus lernen können ist, seine Güte erfahren! Wenn Menschen aus dem Urlaub heimkommen, erzählen sie oft begeistert, wie freundlich die Menschen dort waren: die Gastgeber, die Einheimischen, aber auch die anderen Urlauber, zu denen man so schnell Kontakt gefunden hatte.

Es tut gut, gütige Menschen zu erfahren und auch zu spüren, zu welch herzlichen Begegnungen man selbst fähig ist. Auch das gibt es mitten in einer Welt, die ich so oft als kalt, abweisend und herzlos erlebe.

Die Urlaubstage können wirklich die schönste Zeit des Jahres sein, in der ich durch die Schönheit der Natur und die Begegnung mit Menschen etwas von Gottes Liebe und Güte erfahren kann. Es kann mich auch in einem guten Sinn demütig machen, nämlich in der Erfahrung: Das wirklich Wichtige im Leben kann ich mir nicht selbst machen. Es wird mir geschenkt.

 

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