Entscheidende Frage
„Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab. Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.
Und es geschah, während sie darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden“ (Lk 24,1-6a. Siehe auch: Mt 28,1-8; Mk 16,1-8; Joh 20,1-10).
Im April 1994 war ich zum ersten Mal in Israel. Im Programm für Jerusalem stand selbstverständlich der Höhepunkt der Pilgerreise: die Besichtigung der Grabeskirche. Durch die engen Gassen der Altstadt haben wir die Basilika des Heiligen Grabes erreicht. Hinter dem Eingangstor auf den Vorhof stand sie vor mir: Die Grabeskirche, die wichtigste Kirche des Christentums.
Sie ist eine Kirche besonderer Art. Es gibt dort viel zu sehen und anzufassen. Die zentrale Stelle der Grabeskirche ist natürlich der Ort des Heiligen Grabes. In der Kirche und rund um das Grab herrscht am Tag Hochbetrieb. Die Besonderheit des Ortes, die Menge von Eindrücken, die Zahl von Menschen aus der ganzen Welt, das alles überfordert im ersten Moment. Dann kommt noch das lange Anstehen in der Reihe und dass man nur für einen kurzen Moment in die Grabkammer hinein gehen darf, bietet auch nicht die optimalsten Umstände zum Innehalten. Dazu kommt immer wieder der laute Schrei des griechisch-orthodoxen Mönchs, der einen Pilger, der zu lange in der Grabkammer verweilt, auffordert, sie schneller zu verlassen, weil der nächste wartet. Das alles macht manchmal den Eindruck, dass dahinter viel Routine steckt. Andererseits, hier läuft das alles seit Jahrhunderten so ab.
Glücklicherweise übernachtete ich nicht weit weg von der Jerusalemer Altstadt. Am Abend ging ich mit einigen Personen wieder zur Grabeskirche, das Ritual der Schließung der Kirche zu sehen. Jetzt war es hier ganz anders. Ruhe, fast kein Mensch unterwegs, überall konnte man ungehindert gehen und die Kirche in ihrer Eigenart betrachten. Auch die Grabkammer stand nur für mich für eine längere Zeit frei. Ich ging hinein, ließ mir Zeit, alles in aller Ruhe aufzunehmen und kurz zu beten. Dann kam ich heraus, setzte mich auf eine Bank gegenüber der Ädikula, in der sich das Grab Jesu befindet, und dachte über das Geschehen nach, über das alle Evangelisten so einstimmig berichten: dass nach drei Tagen Jesus aus diesem Grab auferstanden ist.
Und dann stellte ich mir wieder die gleiche Frage, die ich mir zu meiner Jugendzeit gestellt habe, als ich so viele Fragen an meinen Glauben hatte, und die Antwort darauf dann meinen Glauben klar strukturiert hat. Ich dachte mir: Jetzt bist du an diesem Ort selbst, sag noch mal:
Glaubst du, dass aus diesem Grab Jesus wirklich auferstanden ist?
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