Bring Farbe statt Staub
Es ist etwas anderes, ob man ein fertiges Haus kauft oder ob man selbst ein Haus baut. Wer selbst zum Bau eines Hauses für sich und seiner Familie beigetragen hat, hat eine ganz andere Einstellung dazu. Ein selbstgebautes Haus ist nicht nur ein Dach über dem Kopf, es ist Ihr eigenes Zuhause, ein Stück Heimat.
In der Bibel wird die Kirche, die Kirchengemeinde an verschiedenen Stellen immer wieder als ein Haus beschrieben. Im 1. Brief des Hl. Petrus lesen wir: „Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist! Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen! Denn es heißt in der Schrift: Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen kostbaren Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre.“ (1Petr 2,4-7a)
Hier wird die Kirche mit einem Bau, dem Haus Gottes, verglichen. Und wir, die Menschen, sind lebendige Steine, die Gott in seinen Bau einfügt, aus denen er sein Haus erbaut. Die Kirche ist nicht irgendein Fertighaus, das schlüsselfertig in die Landschaft gesetzt wird und in das ich dann einziehen kann, ohne ein persönliches Verhältnis dazu zu haben. Die Kirche ist vielmehr wie ein Haus, das sich Gott selbst und eigenhändig erbaut hat aus lebendigen Steinen und zu dem er deshalb ein ganz eigenes, tiefes Verhältnis hat.
In den Augen vieler Menschen gleicht die Kirche einem Fertighaus, einem Zweckbau, zu dem man kein persönliches Verhältnis hat. Die Kirche ist für manche nur eine Institution, die mir in bestimmten Lebensphasen nützlich sein kann, eben ein Dach über dem Kopf bietet; und wenn sich meine Lebensumstände geändert haben, dann kann ich ausziehen oder umziehen in ein anderes Haus, das mir besser gefällt oder mehr bietet. Ein wirkliches, persönliches Verhältnis zur Kirche wie zu einem selbst- und eigenhändig gebauten Haus, haben heute die wenigsten.
Kein Zweifel, natürlich ist die Kirche auch dazu da, Menschen in schwierigen Lebensphasen ein Dach zu bieten, Schutz und Hilfe anzubieten. Aber Kirche ist viel mehr. Und vor allem, sie ist ja niemals einfach unabhängig von mir. Sie ist nie bloß ein Dach über dem Kopf, ein Zweckbau, mit dem ich selbst nichts zu tun habe. Sie ist vielmehr wie ein Haus, das ich selbst mit gebaut habe. Ja mehr noch: Wir sind, sagt die Lesung, die lebendigen Steine, aus denen die Kirche gebaut ist. Wir bilden das Haus. Und die Kirche ist nur so gut und wohnlich, wie wir bereit sind, uns als lebendige Steine einzubringen. Wir sind gemeinsam Kirche, wir sind Gottes Bau. Er hat uns eigenhändig zusammengefügt zu einem großen gemeinsamen Haus. Und in diesem Haus soll jeder einen Platz haben, jeder sich zu Hause und geborgen fühlen können.
Genau so stelle ich mir Gemeinde und Kirche vor: als eine lebendige Gemeinschaft, in der jeder wichtig ist und jeder seinen Teil zum Ganzen beiträgt. Ein Haus, das zugleich gastlich ist, in dem sich auch Fremde und Besucher wohl fühlen können, die vielleicht nur mal kurz vorbeischauen wollen und dabei spüren. Das ist ein Haus, das Charme hat und lebendig ist, ein einladendes Haus, zu dem die Menschen gerne kommen. Deshalb halte ich den Spruch zu den Pfarrgemeinderatswahlen im März 2026 für sehr zutreffend: „Kirche ist kein Museum - bring Farbe statt Staub”.
Ich wünsche uns, dass wir gemeinsam zu einem großen Haus werden, das mehr ist als ein attraktiver Zweckbau; das vielmehr wirkliche Heimat ist für viele, besonders aber für Menschen in Not, in Krisen, in schwierigen Situationen. Denn als Kirche und als Gemeinde sind wir niemals nur ein Eigenheim, es geht nicht darum, dass wir es uns selbst gemütlich machen. Wir sind immer ein Haus, das alle Menschen einlädt, das vielen ein Dach über dem Kopf sein will, und noch viel mehr als bloß ein Dach über dem Kopf: wirkliche Heimat, ein Zuhause.